DHd-Abstracts Zukunftslabor

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Die DHd-Abstracts im Zukunftslabor

Einleitung

Das Book of Abstracts ist seit 2015 ein fester Bestandteil der DHd-Jahrestagungen und hat sich seither stetig weiterentwickelt. Es spiegelt die Diskurse und Projekte der deutschsprachigen DHd-Community wider und ist daher nicht nur für die Tagung selbst relevant, sondern ebenso ein „’Schaufenster’ der aktuellen Forschung in den digitalen Geisteswissenschaften“ (Schöch 2020, V). Die wissenschaftliche Relevanz der Book of Abstracts der DHd-Jahrestagung bekräftigte zuletzt noch einmal Sahle in seiner Einführung des vorletzten Konferenzbandes (Sahle 2019, V): „Books of Abstracts als durch peer review-Verfahren gefilterte und qualitätsgesicherte Summen der aktuellen Forschungen definieren das Feld, sind ein äußerst nützliches Instrument der Fachkommunikation und wertvolle Dokumente zum Beleg der Entwicklung über die Zeit.“ Trotz ihrer Bedeutung bleiben die DHd-Abstracts nach Ansicht der Autor:innen noch hinter ihrem Potential zurück. Dies betrifft vor allem zwei Bereiche: 1.) Das Abstract als eigenständige und reputierliche Publikation und 2.) die Abstracts als Datenquelle selbstreflexiver Untersuchungsansätze in den DH. Diese Potentiale sollen in diesem Workshop durch die DHd-Community konkret diskutiert und definiert werden und in Empfehlungen für zukünftige Jahrestagungen übersetzt werden. Die Veranstaltung bietet damit den Raum, die bisherige Auseinandersetzung der DHd-Community mit den eigenen Publikationsformen kontinuierlich fortzusetzen.

Das Abstract als Publikation

Der Anspruch an die Veröffentlichung der DHd-Konferenzbeiträge wird in dem bereits 2018 konstatierten „Status einer wissenschaftlich nutzbaren Publikation“ (Vogeler 2018) deutlich und mit dem vorletzten Band der DHd 2019 noch einmal unterstrichen (Sahle 2019, V): „Um das Ziel ganz klar zu formulieren: Die hier vorgelegten Abstracts sind wissenschaftliche Texte eigenen Rechts, die auch bibliografisch fassbar sein sollen, um die eigenen Forschungsgebiete und die gewonnenen Erkenntnisse sichtbar machen zu können.“ Die Überarbeitung eingereichter Voträge nach der Begutachtung seit 2020 weist auf die stetige Entwicklung und „inhaltliche ebenso wie die formale Aufwertung des Book of Abstract[s]” (Schöch 2020, V). Auf dem Weg zu einer digitalen Publikation, die sowohl informationswissenschaftliche Standards erfüllt als auch informationstechnologische Potentiale ausreizt, ergibt sich zum jetzigen Stand noch viel Raum für Entwicklung der Konferenzbeiträge (Cremer 2018). Die Book of Abstracts werden als Gesamtband in einer Druckfassung sowie als PDF publiziert. Daneben werden einzelne Beiträge von den Vortragenden auf verschiedenen Repositorien oder Webseiten unsystematisch veröffentlicht, darunter einzelne Abstracts, Poster, Präsentationen oder zugrundeliegende Daten. Durch community-getriebenen Ansätze stehen prototypische Ansätze für eine dynamische Webapplikation (Andorfer 2019) und eine Bibliografie (Lordick 2020) zur Verfügung. Im Rahmen der im März 2020 neu geschaffenen Rolle des Data Stewards im DHd-Verband wird mittlerweile die eigenständige Publikation aller Abstracts der vergangenen Jahrestagungen mit persistenter Speicherung, zitationsfähiger Adressierung, bibliografischer Erfassung und multipler Repräsentationsform (PDF, HTML, TEI) vorangetrieben, die auch den Anschluss an internationale Bestrebungen (Weingart et al. 2020) einschließen. Dabei bereits entwickelte Strategien sollen im Rahmen des Workshops als ein Ausgangspunkt für community-getriebene Überlegungen zu zukünftigen, bedarfsorientierten und auch experimentellen Publikationsformen, betrachtet werden.

Das Abstract als Daten

Die Konferenzabstracts als TEI-basierte Veröffentlichungen demonstrieren ihr Potential als Untersuchungsgegenstand innerhalb des eigenen Faches (Sahle/Henny-Krahmer 2018; Hannesschläger/Andorfer 2018; Barbot et al. 2019; Hoenen 2019; Kiefer 2019; Fischer 2020; Wübbena 2020). Ein Desiderat der Untersuchungen bis dato ist die Betrachtung und Auswertung der in den Abstracts zitierten Literatur. Die Bibliographie wissenschaftlicher Artikel dient in der geisteswissenschaftlichen Forschung neben dem Nachweis der zitierten Literatur auch als Ressource für Recherche und Kontextualisierung (Andorfer 2015, 24-25) sowie als Datenquelle für die Analyse von Publikations- und Zitationspraktiken (Nyhan/Duke-Williams 2014). Gerade in den Digital Humanities eröffnen sich durch die Verbindung mit Methoden der Netzwerkanalyse neue Untersuchungsansätze (Gao et al. 2018). Im Rahmen eines Hackathons (Andorfer/Cremer/Steyer 2019) auf der Jahrestagung 2019 wurden die damals eingereichten Abstracts bereits über Skripte automatisiert mit zusätzlichen Informationen angereichert sowie über manuelle Arbeiten in ihren Metadaten vereinheitlicht. Die bibliographischen Angaben in den Abstracts lagen jedoch in zu heterogenen Formen vor, so dass Auswertungen und Visualisierungen nicht möglich waren. Für ein Poster auf der Jahrestagung 2020 (Andorfer/Cremer/Steyer 2020) wurden diese Daten mit Unterstützung der DHd-AG Digitales Publizieren vereinheitlicht und in der Folge durch die Autoren in ersten Analyseergebnissen und Visualisierungen ausgewertet. Die bereits aufgezeigten Potenziale ließen sich multiplizieren, wenn auch die Konferenzabstracts früherer und folgender DHd-Tagungen aufbereitet werden könnten.

Das Abstract im Zukunftslabor

In diesem Workshop sollen die Potentiale der Abstracts als Publikation und als Daten weiter konkretisiert und nutzbar gemacht werden. Dieses Vorhaben soll durch die Möglichkeit der aktiven Beteiligung hauptsächlich durch die deutschsprachige DH-Community selbst gestaltet werden, u. a. durch die Berücksichtigung von Bedürfnissen (bspw. Verknüpfung mit Normdaten, Integration von Lizenzen, Berücksichtigung von Taxonomien etc.) und auch Problemen (bspw. fehlende Auffindbarkeit und Zitierbarkeit, nicht einheitliche Datenmodelle etc.) in Bezug auf die Publikation und Nachnutzung der Abstracts. Darauf aufbauend soll eine gemeinsame Roadmap zur Umsetzung von Features zur Anreicherung und Aufbereitung sowie Publikationsstrategien zukünftiger Abstracts definiert werden. Im Anschluss an den Workshop soll diese Roadmap praktisch/beispielhaft umgesetzt werden, um schließlich Empfehlungen und Vorschläge für die DHd 2022 in Potsdam und weitere künftige DHd-Konferenzen zu formulieren.

Ablauf und Umsetzung

Die Veranstaltung ist für 2,5 Std. und als Videokonferenz konzipiert.

  1. Impulsbeiträge:
    • Eine sehr kurze Geschichte der DHd-Abstracts
    • Die dhd-boas-app
    • DH(d) Konferenzbeiträge Bibliografie
    • DHd Data Steward
    • Index of Digital Humanities Conferences
    • Konferenzabstracts in der Informatik
    • DHd-Abstracts für die DHd-Jahrestagung in Potsdam
  2. Leitfragendiskussion
    • Was macht die Abstracts bis nächstes Jahr besser?
    • Was ist in den nächsten fünf Jahren möglich?
    • Wie werden die Abstracts zu sauberen, nutzbaren Daten?
    • Wie werden die Abstracts zu eigenständigen Publikationen?
    • Die Interessen, Bedürfnisse und Ansprüche an die DHd-Abstracts sollen gemeinsam identifiziert werden. Ziel ist es mit auch zu überlegen, die ausgemachten Punkte zu priorisieren und eine Vorstellung zu entwickeln, mit welchem Aufwand die Umsetzung verbunden wäre. Eine Dokumentation und Publikation der Ziele für die interessierte Community soll ebenfalls diskutiert werden.
  3. Roadmap (ggf. post-conference)
    • Erstellung einer Roadmap für die Umsetzung der definierten Ziele: Die sich aus der Leitfragendiskussion ergebenden Ziele sollen zum Abschluss der Veranstaltung in eine Roadmap überführt und bestenfalls auch in Form von Arbeitsgruppen konsolidiert werden. In diesem Rahmen soll auch das weitere Vorgehen besprochen werden.